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Schach und Fußball
Königssicherheit - Figurenaktivität - Bauernstruktur - Raumvorteil - Materialvorteil - Zentrumskontrolle - Fazit

Berherrschung des Zentrums

Im Fussball spricht man oft von einer Überlegenheit im Mittelfeld oder von der Schaltzentrale im Mittelfeld. Der klassische Spielmacher mit der Nummer 10 liebt es, wenn ihm die Gegenspieler im Mittelfeld erlauben, in Ruhe eine Anspielstation zu suchen und zu finden, die er dann mit einem schönen Pass in Szene setzen kann. Vom Mittelfeld kann er sowohl die Außenstürmer anspielen oder in die Spitze passen. Wenn es sein muss, kann er aber auch zur Abwehr zurückspielen, damit der Angriff in Ruhe neu von hinten aufgebaut werden kann. Entscheidend ist: Der ganze Platz ist per Anspiel vom Mittelfeld aus kontrolliert erreichbar, deswegen ist es wichtig, im Mittelfeld möglichst ungestört schalten und walten zu können.

... und beim Schach?

Hier ist es ähnlich: Eine Figur, die im Zentrum steht, greift viel mehr Felder an als vom Rand aus, das kann man leicht abzählen. Sie kann vom Zentrum aus auch selber in alle anderen Bereiche des Brettes ziehen. Also muss man dafür sorgen, dass man die Möglichkeit hat, Figuren ins Zentrum zu ziehen ohne dass sie gleich wieder von dort vertrieben werden können. Und den Gegner sollte man eben daran hindern, seine Figuren im Zentrum festsetzen zu können. Und dafür ist die Zentrumskontrolle wichtig. Gerne macht man das mit den Bauern, denn die nehmen den Figuren am ehesten die Möglichkeit, ein Feld zu betreten. Zwei Bauern im Zentrum sind gar nicht so sehr um ihrer selbst Willen ein Vorteil - entscheidend ist, dass sie dem Gegner die Möglichkeit nehmen, Figuren auf schöne Felder im Zentrum zu stellen und den eigenen Figuren eben diese zentralen Stützpunkte frei kämpfen können! Achtet in den folgenden Partien einfach einmal darauf, wie entscheidend sich Figuren auswirken können, die sich ein gemütliches Plätzchen im Zentrum sichern können (vor allem Damen!).

Wie hält es der Weltmeister?

Der aktuelle Weltmeister (März 2013) ist der Inder Viswanathan Anand, auch genannt Der Tiger von Madras. Sehen wir uns drei Partien von ihm an, in denen er sich durch die Behrrschung des Zentrums die Möglichkeit verschafft, entweder seine Figuren wirksam im Zentrum zu plazieren oder die des Gegners davon fernzuhalten. In der ersten Partie erledigt er dies mit einer gewaltigen Bauernmasse:

... und jetzt mit wenigen Bauern

Die nächste Partie ist sehr aktuell, Anand spielte sie auf dem Tunier von Wijk aan Zee 2013 gegen den Niederländer Loek van Wely. Hier reicht Anand zunächst ein Bauer auf d4, um sich einen leichten Vorteil im Zentrum zu sichern. Schwarz schafft es zunächst nicht, diesen Bauern zu neutralisieren und wählt dann eine etwas brutale Methode, gegen das weiße Zentrum vorzugehen. Dabei geht schließlich ein Bauer und dann auch die Partie verloren.

Übrigens: Diese Partie hat der englische Großmeister Daniel King kommentiert, wer Englisch versteht, kann sich das youtube-Video dazu ansehen:

... und jetzt ohne Bauern

Bauern im Zentrum schön und gut, es geht aber auch anders, wie die folgende Partie Anand's gegen Großmeister Radjabov zeigt. Hier beherrscht Anand das Zentrum mit den Türmen auf den offenen Linien d und e. Und abermals zieht die Dame unangefochten mit entscheidender Wirkung mitten auf das Brett:

Und noch mal Magnus

Eine scheinbar einfache Partie zum Thema soll noch auch Magnus Carlsen beitragen. In der Partie gegen den Chinesen Wang sichert er sich aus der Eröffnung einen scheinbar unbedeutenden Vorteil. Obwohl die schwarze Stellung keine deutliche Schwächung aufweist, gelingt es ihm, seine Figuren so wirksam zu zentralisieren, dass er einen zentralen Freibauern immer weiter vorschieben kann, während sein Gegner keinerlei Gegenspiel findet:
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